DVD Welt

HEIMATFILM

MITTAGSSTUNDE

(Paramount)

Na, wenn das mal kein Heimatfilm ist. Der 47-jährige Dr. Ingwer Feddersen (Charly Hübner), seines Zeichens Prähistoriker und Dozent an der Kieler Universität, nimmt ab November 2012 ein Sabbatjahr, damit er sich in seinem Heimatort Brinkebüll um seine altersschwache Großmutter Ella (Hildegard Schmahl) und Großvater Sönke Feddersen (Peter Franke), Besitzer des Gasthofs „Feddersen“, kümmern kann. Er selbst lebt mit Ragnhild (Julika Jenkins) und Claudius (Nicki von Tempelhoff) schon seit Jahren in einer WG in Kiel. Nur zu Weihnachten und Silvester besucht er immer wieder seinen Heimatort. Er bemerkt, wie langsam der einst blühende Ort sich der Verwahrlosung hingibt. Während er sich um seine Großeltern kümmert, muss er feststellen, dass Ella immer mehr in eine Demenz abdriftet. Nur die bevorstehende Eiserne Hochzeit scheint die beiden Großeltern noch zusammen zu halten. Je länger er bei seinen Großeltern, desto mehr wird er von seiner Kindheit eingeholt und erfährt unausgesprochene Familiengeheimnisse. Da sich Lars Jessen eng an den Handlungsbogen des Buches orientiert hat, ist es für den Zuschauer leicht, die „Zeitsprünge“ nachzuverfolgen. Um noch mehr an Authentizität zu gewinnen, ist der Film zu großen Teilen auf Plattdeutsch gedreht, die zum besseren Verständnis untertitelt werden.  Mit Charly Hübner, als Ingwer Feddersen, hat Lars Jessen die richtige Wahl für seinen Hauptcharakter gefunden. Hübner gibt der Rolle eine großartige Ausstrahlung und Wärme. Sein stoisch-subtiles Spiel trifft den Kern dieses Films.  Für mich einer seiner besten Rollen, die er je gespielt hat. Auch die anderen Darsteller bringen diesen herben norddeutschen Charm gekonnt rüber und wer selber öfters in solch einer gegenzutun hatte, wird einen hohen Wiedererkennungswert verspüren.