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KRAFTVOLLES KINO

SORDA – DER KLANK DER WELT

VERLEIH: PIFFL MEDIEN

KINOSTART: 30.OKTOBER 2025

Die schwangere und gehörlose Töpferin Ángela (Miriam Garlo) erwartet mit ihrem hörender Lebensgefährte Héctor (Álvaro Cervantes) ein Kind. Das Paar freut sich über die Schwangerschaft, wissen aber noch nicht, ob das Baby gehörlos oder hörend zur Welt kommen wird. Auch wenn beide behaupten, auf beide Fälle vorbereitet zu sein, treten ihre unterschwelligen Sorgen zunehmend zutage. Ángelas Eltern hoffen, dass ihre Enkelin hörend zur Welt kommt.

Nach der komplizierten und emotional schwierigen Geburt müssen sie noch einige Monate warten, bis sie wissen, ob ihre Tochter hören kann. Diese Phase ist für die beiden nicht leicht. Héctor fällt es schwer, das ganze Ausmaß der Herausforderungen zu begreifen, mit denen Ángela sich konfrontiert sieht, und Ángela muss sich der Tatsache stellen, dass ihre Tochter die Welt möglicherweise ganz anders erleben wird als sie selbst. Sie ringt mit ihrer Identität in einer Gesellschaft, in der sie nicht vollständig verstanden und akzeptiert wird und zieht sich mehr und mehr zu ihren gehörlosen Freunden zurück.

Die Drehbuchautorin, Regisseurin und Soziologin Eva Libertad stammt aus Murcia, Spanien. Der Film ist nicht nur ihr Langfilmdebüt, sondern ist eine Wiederaufnahme in der Thematik von ihrem gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahre 2021.

Dieser Kurzfilm wurde schon mit etlichen Preisen, darunter dem spanischen Filmpreis „GOYA“ im Jahre 2023 ausgezeichnet.

Dabei ist die Thematik um Gehörlosen, die mit Hörenden zusammen leben ist filmisch nicht neu.

Dies wurde schon in Filmen wie „Gottes vergessene Kinder (1986)“, „Jenseits der Stille (1996)“ oder „Verstehen Sie die Béliers“ (2014) thematisiert.

Dabei weiß die Regisseurin, wovon sie spricht, da sie die Schwester der Schauspielerin ist, wählt vor allem einen realistischen Ansatz und verwendet, um die Intensität der Hauptdarstellerin auszudrücken, eine Handkamera.

Die Filmemacherin schafft es eindringlich die sozialen und gesellschaftlichen Vorurteile, sowohl der Hörenden als auch der Gehörlosen überzeugen darzustellen. Vor allem der Konflikt zwischen den beide Welten kann sie konzis in Szene setzen und so Vorurteile abbauen.

„Sorda – der Klang der Welt“ steht dem Zuschauer mit der gleichen Klarheit und dem gleichen Selbstbewusstsein gegenüber, mit dem der Charakter der Hauptdarstellerin ihre Gespräche beendet. Der gesamte Film, vom ersten bis zum letzten Bild, folgt, wenn man so will, einer identischen, wenn nicht brillanten Übung in Strenge, Respekt und Rücksichtnahme, selbst gegenüber dem Zuschauer. Und von dort aus, aus der aufregendsten aller Gewissheiten, erschafft sie eine Welt. Der Film ist vor allem eine filmische Übung, die sich ihrer Taubheit sozusagen vollkommen bewusst ist.

Die beiden Dartseller Miriam Garlo und Álvaro Cervantes können in ihrer schauspielerischen Leistung vollends überzeugen und den Zuschauer auf diese teils dramatische Reise mitnehmen.

„Sorda – Der Klang der Welt“ trifft den Nerv der heutigen Zeit und ist ein Appell an alle Hörenden und Nichthörenden gemeinsam die jeweiligen Schranken des Zusammenlebens zu überwinden.

Dieser Film wurde tadellos inszeniert und vermittelt ein tiefes Gefühl für die Kämpfe, die die Hauptprotagonistin bisher ausgefochten hat. Ihr manchmal egoistisches Verhalten ist eindeutig aus Selbsterhaltungstrieb und Frustration geboren. Die Darstellerin Miriam Garlo ist faszinierend und vermittelt die Qualen ihres Charakters und ihren Mut in jeder Sekunde in einer subtilen und zugleich kraftvollen Darstellung. Auch stilistisch ist der Film ein Triumph, von der verführerischen Kameraführung bis hin zu einem Tonwechsel, der uns in dir Lage der Gehörlosen versetzt und dem letzten Akt des Films emotionale Wucht verleiht. Der Film wirft einen intimen, eindringlichen Blick auf die allzu alltäglichen Herausforderungen des Elternseins und präsentiert dabei faszinierend spezifische Umstände. Es ist ein bewegendes und aufschlussreiches, kraftvolles Stück Kino.

jens oliver marcks