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BLACK PHONE 2
VERLEIH: UNIVERSAL PICTURE GERMANY
KINOSTART: 23. OKTOBER 2025
Oktober 1982, vier Jahre nachdem Gwen (Madeleine McGraw) mit Hilfe ihrer „übersinnlichen“ Fähigkeiten ihren Bruder Finn (Mason Thames) aus den Klauen des Serienmörders „The Grabber“ (Ethan Hawke) befreit und dieser umgebracht wurde, wird sie erneut von Albträumen gepeinigt. Sie träumt von einem Mädchen, dass tief in einem verschneiten Ferienlager, dem Alpine Lake Camp, lebt und mit dem sie im Traum über das ehemalige „Black Phone“ kommuniziert. Darüber hinaus sieht sie in ihren Träumen, drei ermordete Kinder, die in den Jahren 1969 dort umgekommen sind.
Ihr Bruder Finn selbst ist immer noch traumatisiert von seiner Entführung. Er wird oft wütend, flüchtet sich in Drogen und versucht, sein Leben weiterzuführen, während die Vergangenheit ihn nicht loslässt.
Wie sich herausstellt, ist das Mädchen die spätere Mutter Hope (Anna Lore) von Gwen und Finn, die dort einst gearbeitet hat.
Gwen überzeugt Finn und ihren Freund Ernesto (Miguel Mora) dazu, zum abgelegenen Alpine Lake Camp zu fahren, um ihren Albträumen nachzugehen. Dort angekommen, geraten sie in einen Schneesturm, der das Camp von der Außenwelt abschneidet und so sitzen eingeschlossen mit den Betreuern Terrence (Jeremy Davies), Mustang (Arianna Rivas), Mando (Demián Bichir) und seiner Frau Barbara (Maev Beaty) fest.
Alsbald wird Gwen in ihren Träumen vom „Grabber“ attackiert, während die Geister der verschollenen Kinder ihre Hilfe benötigen. Nun muss die Truppe zusammenstehen, um den Grabber endgültig auch im Geisterreich zu erledigen!
Mit „Black Phone 2“ führt Regisseur und Co-Drehbuchautor Scott Derrickson zusammen mit C. Robert Cargill den Horror um den „Grabber“ fort.
Als 2021 Regisseur und Drehbuchautor Scott Derrickson mit den Produzenten der „Blumhouse-Studios“ nach einer Kurzgeschichte von und einem Budget von 16 Millionen US-$ den erfolgreichen Blockbuster, Reinerlös 116 Millionen US-$, in die Kinos brachten, schufen sie mit dem „Grabber“ eine neuen sehr intensiv traumatische Horrorfilm, der vor allem auf das natürliche Grauen, die Entführung von Jugendlichen/Kindern setzte, ein Thema, dass allgegenwärtig ist. Diese klaustrophobische Umsetzung hatte damals den Nerv der Horror-Fans getroffen.
Daraus dann mit „Black Phone 2“ eine Fortsetzung zu produzieren bzw. ein neues Franchise zu etablieren lag geradezu auf der Hand.
Nun ist der „Grabber“ im Wesentlichen ein Geist, der Finneys und Gwens Gedanken und Handlungen verfolgt, eine viel weniger greifbare Bedrohung als zuvor. Statt das Publikum mit den vorstädtischen Urängsten zu konfrontieren, kommt der Unhold als „Freddy Kruger-/Jason Vorhees- Verschnitt daher der in einer düster-geisterhaft winterlich angehauchten „Shining-Kulisse“ seine Opfer versucht zu morden.
Man könnte nun stundenlang über die Existenz von Geistern und Gespenstern streiten, aber eines ist sicher: Serienmörder und Entführer gibt es wirklich. Das ist es, was Horrorschurken wie „Leatherface“ oder „Buffalo Bill“ so furchteinflößend macht, nämlich die realistische Bedrohung durch eine reale Gefahr. Genau das machte den „Grabber“ in „Black Phone“ zu einer so beeindruckenden Kraft, doch seine Rückkehr als rachsüchtiger Geist wirkt wie ein billiger Versuch, die Figur bis zum Äußersten auszunutzen. „Black Phone 2“ setzt dabei vielmehr auf „Jump Scares“ als das Original, und die Geschichte entfaltet sich viel subtiler als bei diesem Horror-Aufguss. „Black Phone 2“ erinnert dabei eher auch an die klassischen ’80er-Jahre Horrorfilme.
Der stärkste Aspekt von dieses Films sind zweifellos Gwens Vorahnungen. Sie sind wie alte Heimvideos gefilmt, mit unheimlich gedämpfter Musik, ohne Ton und einer unglaublich unscharfen Kamera. Sie fangen einen tiefen, aber fast unbeschreiblichen Horror ein, ähnlich den Todesszenen in den „Sinister-Filmen (2012 und 2015). In diesen Momenten zeigten sich die einzigen Glanzlichter, die aber leider nur von kurzer Dauer sind.
Auch ist es unglaublich cool, einen erstklassigen Autorenschauspieler wie Ethan Hawke als Horror-Antagonisten zu sehen. Größtenteils gelingt ihm das perfekt, und der Regisseur Scott Derrickson bleibt ein bemerkenswerter Regisseur des Genres. Doch hier hat er sich doch etwas überschätzt und statt das letzte Geld aus solch ein Franchise zu pressen und einen weiteren Film der Serie zu drehen, sollten sich Scott Derrickson und sein Co-Drehbuchautor C. Robert Cargill Gedanken machen, was die Geschichte um den „Grabber“ so einzigartig gemacht hat.
jens oliver marcks
